
Alles begann mit einer persönlichen Challenge vor genau fast einem Jahr. Mein Mann Nils und ich haben Anfang des Jahres eine kleine Challenge gemacht. Uns ist nämlich Ende letzten Jahres so richtig bewusst geworden, dass wir sooo viele Süßigkeiten essen. Gerade in der Weihnachtszeit locken Nascherei hinter jeder Ecke und wir haben haben so häufig zugeschlagen und hatten unser Naschverhalten Ende Dezember praktisch gar nicht mehr unter Kontrolle.
Und das geht scheinbar nicht nur uns so, denn Zahlen zeigen, dass der hohe Zuckerkonsum deutschlandweit ein Trend ist. Die WHO empfiehlt maximal 25 Gramm Zucker pro Tag zu essen, in der Realität ist es jedoch fast das vierfache der Menge.
Wir essen generell sehr gesund. Essen jeden Tag frisches Gemüse und Obst, kochen mit frischen Zutaten und starten meist mit einem Obst-Gemüse-Getreide-Smoothie in den Tag aber am Abend, nach einem anstrengenden Tag, lieben wir es vor dem Fernseher zu entspannen und dabei etwas Süßes zu naschen. Das war wirklich schon eine feste Verbindung: Sofa und Süßes. Das ging so einfach nicht weiter.
Mich überkommt zusätzlich gern noch am Nachmittag so eine Naschattacke, in der ich förmlich die Schränke absuche nach etwas Süßem. Das zumindest hat Nils besser im Griff.
Bei einem Treffen mit Freunden erzählten diese uns, dass sie im Januar Keine Süßigkeiten essen und keinen Alkohol trinken. Das war doch eine super Idee, wir wollten mitmachen. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir zuerst alle Weihnachtssüßigkeiten aufessen wollten. Das war nicht viel aber echt leckeres Zeug und das wollten wir nicht verschenken…soweit kommt´s noch. Also starteten wir am 6. Januar und wollten bis zum 6. Februar durchhalten. Ist doch eigentlich gar nicht lang, oder?
Eine Tafel Schokolade am Abend war wirklich nichts für uns. Manchmal auch für jeden eine eigene. Und dann zum neuen Jahr haben wir den Entschluss gefasst: Es reicht. Jetzt ist Schluss! Vier Wochen ohne Süßigkeiten. Selber gemachte Snacks waren am Wochenende okay aber dann ohne Haushaltszucker zubereitet.
Also los geht´s. Wie lang können vier Wochen schon sein?
Was soll ich sagen, die ersten 2 Wochen waren einfach furchtbar für mich. Ich habe es gehasst und jedem erzählt, dass es wirklich nicht zu empfehlen ist. Der Januar zog sich wie Kaugummi.
Nicht nur Kristallzucker, sondern auch natürlichere Zuckerersatzstoffe wie Agavendicksaft haben wir aus der Nahrung gestrichen. Zucker in Obst und Trockenobst war dagegen okay. Obst liefert so viele gesunde Vitamine und Mineralstoffe, also genau das, was wir wollen. Deswegen war die Süße aus frischen und Trockenfrüchten okay für uns, streichen wollten wir nämlich nur die leeren Kalorien..
Schon in der Kindheit, wie auch jetzt ist mir das gemeinsame Essen immer wichtig gewesen. Als ich ein Kind war, wurde bei uns auch viel Emotionalität mit Essen verbunden. Wir haben alle immer gern am Tisch zusammen gegessen und auch dort wurde alles besprochen. Das genieße ich noch heute sehr.
Allerdings wurde auch viel mit gutem Essen belohnt. Das Stück Kuchen hier, eine besondere Süßigkeit nach einem bestandenen Tag da. Auch Liebe und Fürsorge wurde mit Essen gezeigt. Noch heute geht es mir so, dass ich es als sehr liebevoll empfinde, wenn mir ein Kuchen gebacken oder mein Lieblingsessen gekocht wird. Es muss jedoch nicht automatisch auch ungesund sein. Ein Pfund frische Erdbeeren, Oliven vom Markt oder der vegane Lieblingsskyr ist doch genauso toll und aufmerksam, oder? Ich bin immer wieder einfach glücklich und fühle mich umsorgt, wenn Nils mir einfach einen Kaffee macht und an den Extra-Milchschaum denkt, den ich so liebe. Und wenn er den Zimt darauf vergisst, denke ich, wie gut kennt er mich eigentlich wirklich… :)aber die Dankbarkeit überwiegt dann doch.
Der Schritt zuckerfrei war für uns nicht ohne. Durch unseren kleinen Sohn haben wir schon seitdem er bei uns mitisst, in Zucker in gebackenen Kuchen reduziert oder ganz ersetzt. Der Schritt sollte nicht zu schwer sein aber auch gerade der versteckte Zucker steckt ja in so vielen Lebensmitteln. Da wir das meiste frisch kochen, wird das nicht so schwer aber manchmal greifen wir eben doch im turbulenten Alltag mal zu Convenience-Produkten.
Die Hoffnung bei dem ganzen war, dass die physische Abhängigkeit vom Zucker aufhört und dass sich auch die Geschmacksnerven erholen können. Das ist eigentlich meine größte Hoffnung. Mein Geschmackssinn soll die Chance bekommen sich wieder zu erholen und zu regenerieren, damit er nicht mehr nur auf Süßes abfährt, sondern auch die ganz “normalen” natürlichen Geschmacksrichtungen wahrnimmt und und mag. Schaden wird es wohl kaum.
Zucker macht glücklich – und süchtig
Schon im Mundraum wird beim Verzehr von Zucker Dopamin, ein Glückshormon, ausgeschüttet. Gleichzeitig werden Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet, was unseren Körper in eine Art „High“-Zustand, versetzt. Dieser Zustand ist das, was uns süchtig macht. Und das ist sehr trügerisch, denn das Cortisol ist eigentlich ein Hormon, das uns in Notsituationen helfen kann. Ein ständiges Auslösen dieses Ausnahmezustands sind eine enorme Belastung für unseren Körper, bei dem der Körper und seine “normalen” Funktionen nicht mehr ungestört ausführen kann. Dazu gleich noch mehr.
Der Konsum von Zucker bewirkt, dass der Blutzuckerspiegel steigt, wenn der Zucker (also Einfachzucker wie Glukose) ins Blut übergeht. Immer wenn der Blutzuckerspiegel steigt, muss der Körper Insulin produzieren. Komplexe Kohlenhydrate aus Vollkornprodukten oder Gemüse haben komplexere Zuckerketten, die erst aufgespalten werden müssen. Dadurch dauert es sehr viel länger, bis er ins Blut übergehen kann und ist daher viel schonender für den Körper, da die Bauchspeicheldrüse nicht von 0 auf 100 Insulin ausschütten muss, sondern nach und nach.
Doch was macht das Insulin genau? Insulin wird ausgeschüttet, wenn Zuckerbausteine im Blut unterwegs sind. Es ist dafür verantwortlich, dass der Zucker in die Zellen gelangt, da wo er schließlich benötigt wird. Ein zu viel an Zucker benötigen die Zellen nicht und außerdem ist genau so eine akut-Insulinproduktion, die nach einem übermäßigen und regelmäßigen Essen von Süßigkeiten stattfindet, eine Belastung für die Bauchspeicheldrüse. Über längere Zeit und bei ständig erhöhtem Blutzuckerspiegel, kann es zu einer Insulinresistenz kommen. Das bedeutet, dass Hormone, die für Hunger und Sättigung verantwortlich sind, nicht mehr richtig reguliert werden, was dazu führt, dass wir ständig Hunger haben und die Signale unseres Körpers verrückt spielen.
Außerdem kommt es durch das ständige Auf und Ab von Blutzucker- und Insulinspiegel zu einer Ausschüttung von mehr Cortisol, dem sogenannten „Stresshormon“, was die Leistung von nicht überlebenswichtigen Körperfunktionen wie Verdauung oder Reproduktion herabfährt und zusätzlich Fette einlagert, um für mögliche nächste Stress- und Gefahrensituationen gewappnet zu sein. Eine unerwünschte Gewichtszunahme ist häufig die Folge.
Auch auf die Verdauung hat ein erhöhter Zuckerkonsum einen Einfluss Wie eben schon kurz erwähnt, wirkt sich zu hoher Zuckerkonsum auch negativ auf unsere Darmgesundheit aus. In unserem Darm muss das Gleichgewicht der vielen dort vorhandenen Bakterien stimmen. Das ist nicht nur für unsere Verdauung wichtig, sondern auch für unsere Gesundheit allgemein von entscheidender Bedeutung. Über 70 % unseres Immunsystems befindet sich nämlich im Darm. Ein übermäßiger Zuckerkonsum bringt das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora durcheinander. Nährstoffe können durch einen hohen Zuckerkonsum erschwert vom Körper aufgenommen werden, was eine Negativspirale in Gang setzt.
Zucker gehört außerdem zu den entzündlichen Lebensmitteln. Diese Entzündungen sind oft nicht direkt zu bemerken, sondern zeigen sich in Hautirritationen, hormonellen Disbalancen, wie einer unregelmäßigen Menstruation, einem gestörten Zucker- oder Fettstoffwechsel und damit verbundenem Stillstand auf der Waage trotz Kaloriendefizit und Sport, in Schlafproblemen oder sogar in schwerwiegenden Krankheitsbildern.
Haushaltszucker sind kurzkettige Kohlehydrate – sie liefern schnelle Energie. Wir sind im ersten Moment zu immenser Gehirnleistung fähig oder können beim Laufen ein wenig schneller ins Ziel kommen. Der schnell verfügbare Zucker, also Einfackzucker, wie zum Beispiel Glucose, geht direkt ins Blut und gibt damit Energie. Der Körper beginnt direkt den Zucker wieder abbauen zu wollen und produziert dafür Insulin. Je mehr Zucker, desto mehr Insulin. Ihr könnt euch vorstellen, wie anstrengend das für ihn ist. Das Resultat ist, ihr werdet ganz plötzlich erschöpft und fühlt euch kraftloser als zuvor. Mal hier einen Keks essen, dann dort ein bisschen Banane, dann einen Fruchtjoghurt da hat die Konsequenz, dass du deinem Körper ständig neue Aufgaben aufdrückst und er kaum zur Ruhe kommt. Zucker gibt einem einen kurzen Energieschub und lässt ihn dann in ein Energieloch fallen. Und das Fatale ist, dass der vermeintliche Hunger – oder eher das Gefühl etwas essen zu wollen – danach um so größer ist. =Ein Teufelskreis
Und nun haben wir es ein Jahr später und weder stehen wir vor dem Plan unseren Zuckerkonsum zu überarbeiten. Und deswegen werden wir wieder auf Süßigkeiten verzichten. Die Vorweihnachtszeit und unser Umzug nach Hamburg mit stressigen Phasen haben uns fest im Griff gehabt und wir unseren Süßigkeitenkonsum leider eher weniger.
Ich kann dir nur ans Herz legen dich auch mal zu testen. Du musst nicht einen Monat zuckerfrei machen. Vielleicht findest du Alternativen für Süßigkeiten, schreibst ein Ernährungstagebuch oder hast eine andere Idee, um deine Gewohnheiten zu beobachten. Gewohnheiten schleichen sich langsam und unmerklich ein und oft werden wir uns dieser erst bewusst, wenn wir komplett heraustreten aus unserer Komfortzone. Zu strenge Vorgaben sind eigentlich nicht so sehr nach meinem Geschmack, manchmal geben mir Regeln aber auch einen Halt, der es mir leichter macht Gewohnheiten loszuwerden oder neue zu etablieren. So kannst du auch Süßigkeiten nur noch am Wochenende essen oder vielleicht fällt dir eine andere haltgebende Stütze ein.
Selbst gemachte Snacks ohne Zucker sind bei mir dieses Jahr wieder erlaubt. Dabei greife ich auf die Süße von Früchten zurück oder auf Dattelmus, jedoch auch hier in Maßen.
Schaue auch gern bei meinem Instagram-Profil vorbei, da werde ich dich mit auf die Zuckerfrei-Reise im Januar nehmen.